Zwei Welten in einer Hand
Wenn Papier und Faden in der Banknote zusammenkommen, dann entsteht im Idealfall weit mehr als ein Höchstmaß an Sicherheit. Wenn dann noch – wie im Fall der Papierfabrik Louisenthal – Forschung, Entwicklung und Herstellung in Laufweite miteinander kommunizieren und produzieren, dann wird daraus ein integrierter Systemlieferant. Ein Gespräch mit Stephan Morgenstern, Leiter Produktion Papierherstellung, Patrick Engelmann, Project Manager Technologies, Threads & Foils und Alexander Huber, Product Manager Security Thread darüber, wie sich Know-how und Effizienz ebenso verlässlich wie smart miteinander verbinden lassen.
Was die Einbettung des Fadens ins Papier angeht: Vor welchen Herausforderungen stehen sie heute?
Stephan Morgenstern: Wenn es allein um den technischen Einbettungsprozess geht wird es schon bei der Spule spannend: von ursprünglich kleinen Fadenspulen mit 12 Zentimeter Durchmesser setzen wir heutzutage Spulen mit 25 Zentimeter Durchmesser und einem Gewicht von bis zu acht Kilogramm ein. Um hier die schmalen Sicherheitsfäden nicht zu überdehnen, müssen die Spulen zuggeregelt und damit angetrieben abgerollt werden. Auch werden die Fäden immer breiter und wir setzen überwiegend Fäden mit drei bis fünf Millimetern Breite ein.
Heißt: die größte Hürde, sowohl vom Handling als auch von der Verarbeitung her, ist erst einmal die Fadenbreite?
Morgenstern: Im Grunde schon, denn je größer die wasserundurchlässige Fläche wird – und das ist eine Folie nun einmal – umso schwieriger wird die Entwässerung. Ganz simpel erklärt bringen wir Fasern in hoher Verdünnung auf ein Sieb und entwässern dann bis zur initialen Blattbildung. Und bei diesem Blattbildungsprozess bringen wir dann einen relativ breiten, dicken “Störfaktor” in Form einer Kunststofffolie ein.
Stephan Morgenstern, Leiter Produktion Papierherstellung
Der Faden wird damit zum “Feind” des Papiermachers?
Morgenstern: Als “Feind” würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen. Aber in der reinen Lehre des Papierhandwerks, in der jeder Hersteller darauf getrimmt ist, sein Papier so rein wie möglich zu bekommen, stört erstmal alles, was nicht Papier ist. Weil es zu Verunreinigungen und Ablagerungen in der Papiermaschine kommen kann, im schlimmsten Fall die Fäden am Trockenzylinder kleben. Unsere Aufgabe ist aber jetzt das genaue Gegenteil: die zwei gegensätzlichen Welten zu verbinden, Papier und Folie miteinander zu verheiraten.
Und für diese Hochzeit braucht es Folienexpertinnen und -experten wie Patrick Engelmann?
Morgenstern: Im Idealfall schon, keine Ehe funktioniert auf Dauer im Alleingang (lacht).
Patrick Engelmann: Natürlich ist ein leerer Bogen Papier einfacher zu bedrucken als ein Papier mit vier Millimeter breiten Sicherheitsfäden. Darum brauchen sowohl das Werk Folie als auch das Werk Papier diese enge, nahe Zusammenarbeit. Denn so lassen sich neue Herausforderungen, zum Beispiel durch mehr oder größere Effekte, im engen Miteinander zielgerichtet angehen und auch effizient vorantreiben.
»Bei zunehmender Effekttiefe brauchen wir eine zunehmende Kontrolltiefe«
Welche neuen Herausforderungen treiben Sie denn derzeit aus Sicht der Fadenherstellung?
Engelmann: Die Komplexität der Effekte und damit der Schichtaufbau eines Fadens nimmt permanent zu, gleichzeitig werden die Fäden immer breiter. Für den eigentlichen Einbettungsvorgang sind diese beiden Variablen entscheidend: Breite und Dicke, alles andere ist erst mal "nur" schön fürs Auge.
Nun "liest" das Auge aber nun einmal mit.
Engelmann: Sicher, und schließlich ist es auch Sinn und Zweck moderner Sicherheitsfäden, optische Effekte zu "transportieren". Hier kommen dann sowohl dem menschlichen Auge als auch unseren Inspektionssystemen die entscheidenden Schlüsselrollen zu: Denn bevor die Echtheit eines Fadens anhand seiner Optik im Alltag durch die Nutzenden identifiziert werden kann, bedarf es einer klaren Bewertung, von der Frage, ob der Faden seitenrichtig eingebettet ist bis hin zur Platzierung der Fenster.
Morgenstern: Bei zunehmender "Effekttiefe" brauchen wir auch eine entsprechende "Kontrolltiefe". Unser Vorteil ist, dass wir uns selbst bei gestiegenen Ansprüchen und Komplexitäten schneller abstimmen können und nicht auf jede Einzelmeinung angewiesen sind. Das gibt uns, aber auch dem Produkt, ein Höchstmaß an Sicherheit.
Patrick Engelmann, Project Manager Technologies, Threads & Foils
Alexander Huber, Product Manager Security Thread
Im Mix aus Effekten und Eigenschaften: worin genau äußert sich diese “Sicherheitstiefe”?
Alexander Huber: In der schnellen Authentifikation durch das menschliche Auge, und das ganz unabhängig von äußeren Umständen. Ob in heller oder dunkler Umgebung, es muss immer gewährleistet sein, dass die Effekte belegen: Das hier, was ich gerade in der Hand halte, das ist kein Druck, ist keine Kopie. Das ist klar identifizierbar, ist ein klar definierter Effekt, der keine Fragen offen lässt.
Engelmann: Und zwar nicht nur unter Laborbedingungen, sondern eben auch abends im Restaurant, in der Bar, in der Dämmerung oder im grellen Sonnenlicht. Da gibt es jede Menge Gegenbeispiele, die im perfekt ausgeleuchteten Besprechungsraum schön ausschauen, auf denen bei schwierigen Lichtverhältnissen oder im gefalteten, geknitterten Zustand aber rein gar nichts mehr zu erkennen ist.
Morgenstern: Hinzu kommt noch die feste Verbundenheit mit dem Papier: Für mich bedeutet Sicherheit auch, dass der Faden fest mit dem Papier verbunden ist, dass ich ihn nicht heraustrennen kann. Dass also niemand auf die Idee kommen kann, ihn herauszuziehen, auseinander zu schneiden und seine Einzelteile auf eine zweite Note aufzubringen.
Engelmann: Hier kommt wieder das enge Zusammenspiel zwischen Papier und Folie zum Tragen: Fragen wie: “Welche Temperaturen verträgt der Heißsiegelkleber? Wie vermeiden wir es, dass der Kleber den Effekt nicht trübt? Dass er nicht mit der Folie reagiert aber auch eine höchstmögliche Klebeeigenschaft aufweist?” können wir schnell und direkt vor Ort testen und beantworten.
»Als Systemanbieter wollen wir immer weiter und neu denken«
Heißt: Im Doppel lässt sich auch auf die steigenden Anforderungen besser reagieren?
Huber: Ja, auch weil wir im Miteinander die Technologien nicht nur schneller einsetzen, sondern auch weiterentwickeln können. Der Zugang zu Drucktechnologien, die einen Geldschein wunderbar imitieren und drucken können, ist so niedrigschwellig, dass wir als Systemanbieter immer weiter, immer neu denken wollen und müssen. Das heißt aber auch, dass unsere Technologien entsprechend qualifizier- und industrialisierbar sein müssen.
Und letztlich auch integrierbar?
Huber: Richtig. Wir verstehen den Faden als integralen Teil eingebetteter Sicherheit, ansprechend gestaltet und mit entsprechender Maschinenlesbarkeit ausgestattet. “Unmatched Security From Within” heißt für uns eben nicht allein, dass der Faden mechanisch sicher und nicht herauslösbar im Papier eingebettet ist. “Unmatched Security From Within” findet auch im Faden selbst statt, indem wir zum Beispiel über unsere MultiCode-Authentifizierungstechnologie den im Sicherheitsfaden eingebetteten Code individualisieren können – was es Fälschenden praktisch unmöglich macht, die von uns eingesetzte, komplexe Technologie zu imitieren. Dazu zählt aber auch unsere registrierte Fadeneinbettung, die wir exklusiv anbieten: hierbei wird der Faden bereits bei der Papierherstellung "fenstergenau" eingebracht. Damit ist sichergestellt, dass in jedem Fenster stets der gleiche Effekt erkennbar wird – was neben einer noch besseren Authentifizierung ein zusätzliches Plus an Sicherheit bietet.
“Sicherheit durch Komplexität” also?
Morgenstern: Ich würde noch ergänzen: Sicherheit durch Nähe. Sicherheit braucht Nähe, um Reibungsverluste zu verringern. Das heißt, sobald ich beide Technologien an einem Standort in einem Unternehmen habe, werde ich nicht nur handlungs- und aussagefähiger für jedes einzelne Produkt. Ich bin vielmehr in der Lage das ganze Paket, das Komplettsystem zu bearbeiten, zu beurteilen und anzupassen.
Engelmann: Das mag theoretisch klingen, in der Praxis heißt das aber: wir sind nicht 2.000 oder 200 Kilometer voneinander entfernt, sondern 200 Meter. Mit den entsprechend positiven Effekten auf Lieferzeiten, auf Abstimmungsprozesse, auf Test- und Prüfverfahren. Jede/-r aus dem Entwicklungsteam kann sich kurzfristig neben die Maschinen stellen.
»Wir liefern schlüsselfertige Gesamtprodukte, aus einer Hand und aufeinander abgestimmt«
Und sein Produkt somit unmittelbar selbst erleben?
Huber: Richtig, und meines Wissens gibt es das so und in dieser Form nur bei uns. Das spüren und wissen natürlich auch die Kunden, das schätzt der Markt: als beratender Systemlieferant liefern wir schlüsselfertige Gesamtprodukte, in denen von der Fadenentwicklung über die Einbettung – modernste Sicherheitsmerkmale wie unser MultiCode eingeschlossen – und mehr alles aufeinander abgestimmt und aus einer Hand funktioniert.
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